Kirche und Wahrheit Teil 2

 

Wahrheit und Kirche Teil 2

 

Zur Eheschließung braucht es weder Kirche noch Pfarrer

 

Auch wenn die meisten jungen Menschen heute mit Kirche nur noch wenig am Hut haben - wenn’s ans Heiraten geht, finden sich doch viele wieder beim Pfarrer ein, weil sie auf eine "Hochzeit in Weiß" nicht verzichten möchten: den feierlichen Tausch der Ringe, die Orgelmusik. Die Kirche soll eben auch ihren "Segen" dazu geben.

 

All dies könnte man natürlich auch bei einer standesamtlichen oder einer privaten Feier vollziehen. Doch die Tradition zieht die Menschen vorübergehend in den kirchlichen Zeremonientempel zurück. Die wenigsten wissen, dass die Tradition in dieser Form nur wenige hundert Jahre alt ist.

 

Zudem sind die damit verbundenen Bräuche zum großen Teil heidnischen Ursprungs. Den Ring etwa als Symbol immer währender Treue (er hat kein Ende) kannten schon die alten Ägypter. Die Idee, ihn an den Ringfinger zu stecken, kam hingegen von den alten Griechen, die diesem Finger eine besondere "Liebesader" sowie die Kräfte des Planeten bzw. der Göttin Venus/Aphrodite zuordneten. Der Schleier der Braut stammt aus dem Orient, wo dieser teilweise bis heute zur Kleidung einer verheirateten Frau gehört.

 

Von der Kirche werden die Brautleute ermahnt, ihre Kinder taufen zu lassen und sie im jeweils "rechten" Glauben zu erziehen. Alles andere wäre schwere Sünde. Über die Grundlagen eines friedvollen Zusammenlebens, die in der Bergpredigt des Jesus von Nazareth zu finden wären, klärt man sie hingegen nicht auf. Die Frauen diskriminierenden Bibelstellen (Paulus: "Das Weib schweige in der Gemeinde") sind bis heute von keiner der beiden Großkirchen widerrufen worden.

 

Ungültige Ehen?

 

Wer sich scheiden lässt und wieder heiratet (oder einen Geschiedenen heiratet), lebt nach katholischer Auffassung im Zustand der Todsünde, ist daher exkommuniziert und landet in der Hölle. Die katholische Kirche wäre aber nicht sie selbst, hätte sie nicht in perfekter Doppelmoral einen Ausweg offen gehalten: Hinter verschlossenen Türen und bei Zahlung entsprechender Gebühren werden inzwischen fast alle Ehen auf Wunsch für "ungültig" erklärt. Es genügt, dass der Bräutigam z. B. bei der Hochzeit betrunken war (Abhängigkeit von Drogen) oder einer der Ehepartner seelisch noch "unreif". 1992 gab es allein in den USA 59.030 Annullierungen katholischer Ehen.

 

Was wollte Jesus von Nazareth?

 

Jesus von Nazareth lehrte die Gleichheit von Mann und Frau und die gegenseitige Achtung und Treue in der Ehe. Er zeigte in Seiner Bergpredigt den Weg auf, wie wir Menschen einander auf Dauer friedvoll und verständnisvoll begegnen können - etwa indem wir zuerst den Balken aus dem eigenen Auge ziehen, also in einem Konflikt zuerst unseren Anteil erkennen und bereinigen. Oder indem wir das, was wir vom Nächsten erwarten, in uns selbst entwickeln. Irgendwelche Rituale lehrte Er nicht. Er verurteilte auch niemanden. Wenn Mann und Frau ein gemeinsames Leben führen wollen, so können sie dies in einer gemeinsamen Feierstunde vor Freunden und Verwandten selbst bekräftigen. Einen Pfarrer braucht es dazu nicht.

 

Der "Segen" der Kirche

 

Die Redewendung, dass die Kirche bei der Heirat "ihren Segen" dazugibt, hat ihren Ursprung in der Lehre der Kirche. Nach der Theologie beider Kirchen stiften sich die Brautleute nämlich die Ehe selbst. Der Pfarrer oder Priester bekräftigt und bezeugt diesen Bund lediglich.

 

Um so erstaunlicher ist es, dass es die Kirchen dennoch fertig gebracht haben, sich mit ihren Ritualen und Vorschriften auch bei diesem Lebensabschnitt unentbehrlich zu machen.

 

Kirchliche Eheschließung: Eine Erfindung des Mittelalters

 

In der Frühzeit des Christentums mussten Ehen keineswegs in einer Kirche geschlossen werden. Es gab auch keine festgelegte Liturgie dafür. Die Ehe galt auch nicht als Sakrament.

 

Im 9. Jahrhundert ordnete Karl "der Große" an, dass jede Eheschließung vorher in der Kirche angekündigt werden musste (das "Aufgebot" gibt es bis heute). Man wollte damit die Heirat von nahen Verwandten und deren inzestuöse Folgen ausschließen - die Zahl der unehelichen Kinder und damit der möglichen Täuschungen über die wahren Verwandtschaftsverhältnisse war seinerzeit groß. Die Kirche witterte von da an ihre Chance, die Menschen noch fester an sich zu binden.

 

Erst im frühen 12. Jahrhundert findet sich in der Normandie der erste Fall, dass eine kirchliche Trauung verbindlich vorgeschrieben wurde. Vorher und in vielen Teilen Europas noch lange danach war der kirchliche Segen für eine Heirat keineswegs notwendig. Man konnte genauso gut in einer Schenke heiraten. Erst das Konzil von Trient legte im 16. Jahrhundert die Form des katholischen "Ehesakraments" genau fest. Von da an war die Kirche für längere Zeit der allein mögliche Ort einer Eheschließung. Erst im 19. Jahrhundert ordnete der deutsche Staat nach einem längeren "Kulturkampf" an, dass die zivile Eheschließung der kirchlichen vorausgehen muss.

 

 

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